Konzept

Pietà mit Fuchs © Konstanze Trommer 2014

 NEXUS II - Zeitgenossen im Dialog mit der Sammlung des Mittelrhein-Museums

Gleich 29 Künstlerinnen und Künstler stellen im Rahmen der Gruppenschau Nexus II ab dem 5. Oktober ihre Arbeiten im Mittelrhein-Museum aus. Bereits im Jahre 2002 hatte die Arbeitsgruppe Rheinland-Pfälzischer Künstler (ark e.V.) in Zusammenarbeit mit dem Mittelrhein-Museum mit Nexus I eine erfolgreiche, viel beachtete Ausstellung gezeigt, die 17 Positionen umfasste. Deren Besonderheit bestand darin, dass sich jeder der Beteiligten ein Werk der ständigen Sammlung auswählte, um diese zum Ausgangspunkt einer eigenen Arbeit zu machen. Nexus II ist eine konzeptuelle Fortsetzung dieses Erfolgsmodells, denn auch im 2. Teil wird der Dialog zwischen ‚Alt‘ und ‚Neu‘ gesucht, wenn auch in einem sehr viel weiter gefassten zeitlichen Sinn. So werden nicht ausschließlich die sogenannten Alten Meister als ‚Gesprächspartner‘ ausgewählt: Bei Nexus II spannt sich der zeitliche Bogen von der sakralen Skulptur des 14. Jahrhunderts bis hin zur informellen Malerei eines K. O. Götz. Das Spektrum der ausgestellten Werke wird entsprechend breit ausfallen: Den Besucher erwartet ein abwechslungsreiches, vielschichtiges und spannendes Kunsterlebnis, welches neben Plastiken, Gemälden, Zeichnungen, Raumobjekten, Installationsarbeiten auch Klang- und Medienkunst bereithält.

Die kritische Auseinandersetzung mit Vorläufern und Vorbildern, die aus höchst unterschiedlichen Motivationen und Intentionen stattfinden kann, zieht sich im Grunde durch die gesamte Geschichte der Kunst. So gilt das Studium bedeutender Kunstwerke und das ‚Nachbilden‘ selbiger – ob nun in Gänze oder im Teilzitat – traditionell nicht nur der Schulung des Auges und der Hand, sondern auch jener des Geistes. Das Zeichnen etwa nach Skulpturen, Gemälden und Druckgraphiken gehört auch heute noch zur Ausbildung eines angehenden Künstlers. Diese Praxis verweist nicht nur auf das zu erlernende Handwerk, sondern gleichsam auf spezifische (z. T. kanonisch zu nennende) Inhalte, Formen und Stile – und derart auf zeitgeschichtliche und bildnerische Traditionen.

Auch zeitgenössisches Kunstschaffen zeigt im kreativen Umgang mit künstlerischen Vorbildern das Bewusstsein um die Bedeutung des historisch Gewachsenen und Bestehenden: Sowohl im reinen Kunst-Zitat als auch in der Umwandlung oder gar Umkehrung der eigentlichen Bildidee wird der Wert eines Referenzwerkes betont und gleichsam aktualisiert. Eine sinnhafte Verknüpfung – lat. nexus – von Vergangenheit und Gegenwart nährt das Wissen darum, dass ebenso wie der Mensch auch die Kunst ein reflektiertes Geschichtsbewusstsein braucht. Der künstlerische Bezug zu vorbildhaften Werken und die dialogische Auseinandersetzung mit vermeintlich ‚Altbekanntem‘ gewährt uns so nicht nur Einblick in die Schaffenswelt eines gegenwärtig aktiven Künstlers, sondern lässt uns Bilder, die wir bereits lange zu kennen glauben, aus einer ganz anderen Perspektive betrachten und derart möglicherweise völlig neu entdecken.

Das Mittelrhein-Museum am Koblenzer Zentralplatz bietet diesem ‚Kunst-Gespräch‘ mit seinen großzügigen Museumsräumen eine ganz besondere Plattform. Die entstandenen Werke werden für die Laufzeit von Nexus II sinnvoll in die bestehende Dauerausstellung integriert, um das stattgefundene Zwiegespräch zwischen Zeitgenossen und Vorgängern durch direkten räumlichen Bezug für den Besucher konkret erfahr- und fassbar zu machen.
Für das ambitionierte Kunstprojekt konnten regional wie überregional tätige Künstlerinnen und Künstler gewonnen werden: Martine Andernach, Ines Braun, Andreas Bruchhäuser, Ulrich Dohmen, Eva Maria Enders, Sabine Hack, Elisabeth Hansen, Jochen Hein, Christel Hermann, Peter Holl, joeressen+kessner, Dorothea Kirsch, Rolf Kluenter, Ute Krautkremer, Colin Murphy, Klaus Nerlich, Violetta Richard, Aloys Rump, Christiane Schauder, Anja Schindler, Manfred Schling, Julja Schneider, Uta Schotten, Jan Schröder, Isa Steinhäuser, Iris Stephan, Konstanze Trommer und Franziskus Wendels.
Zur Finissage von Nexus II am 11. Januar 2015 wird ein umfangreicher, reich bebilderter Katalog erscheinen, der die Werke aller Teilnehmenden vorstellt. Mittels dieses soll gerade auch die Wirkung aller zeitgenössischen Arbeiten in den Räumen der Dauerausstellung des Mittelrhein-Museums und deren ‚Dialog‘ mit den Referenzobjekten greifbar bleiben.